Bilder sagen mehr als 1000 Worte.
Stell dir vor, Du stehst mit deiner Kamera vor einem Wasserfall. Du möchtest dieses wunderschöne Motiv unbedingt für dein privates Fotoalbum festhalten. Zum Glück hast Du deine Spiegelreflexkamera mit passendem Objektiv dabei und machst mehrere Fotos aus verschiedenen Perspektiven, um einen super Schnappschuss zu erhalten. Genug Speicherplatz ist zum Glück vorhanden. Du schaust dir deine Fotos auf dem Display an, siehst einen traumhaften Wasserfall mit strahlend blauen Himmel, doch das Wasser sieht nicht so seidig und schön aus wie auf den Bildern, die Du dir immer im Internet angeguckt hast. Du hast ein Bild im Kopf, auf dem das herabfallende Wasser gleichmäßig samtig ist. Wie genau dieser Effekt erzeugt wird ist dir auch noch ein Rätsel. Damit dir das nicht noch einmal passiert, solltest Du immer einen Graufilter als Kamerazubehör dabei haben.
Inhaltsverzeichnis von www.Graufilter.net- Was ist ein Graufilter?
- Weshalb wird ein Graufilter benötigt?
- Wie funktioniert ein Graufilter?
- Tabelle zur Berechnung der Belichtungskorrekturen
- Welche Stärke soll ein Graufilter haben?
- Wie wird die Belichtungszeit mit Graufilter richtig eingestellt?
- Welche Effekte lassen sich mit einem Graufilter erzeugen?
- Welche Hilfsmittel sind bei Langzeitbelichtungen mit Graufilter sinnvoll?
- Schritt für Schritt: Mit dem Graufilter zum perfekten Bild
Was ist ein Graufilter?
Der Graufilter ist eine abgedunkelte Glaslinse die vor dem Kameraobjektiv befestigt wird, um den Lichteinfall zu reduzieren. Der Graufilter ist auch unter ND-Filter oder Neutraldichtefilter bekannt. Die Linse ist gleichmäßig abgedunkelt, grau/dunkel, sodass die Verdunkelung die Lichtmenge, die durch den Filter und das Objektiv auf den Sensor einfällt, verringert. Ein Graufilter ermöglicht dadurch längere Belichtungszeiten oder den Einsatz von einer größeren Blendenöffnung ohne dabei Einfluss auf Farbe und Kontrast zu nehmen. Man kann auch sagen: Der Grau-Filter ist eine Sonnenbrille für das Kameraobjektiv.
Weshalb wird ein Graufilter benötigt?
In der Fotografie gibt es natürliche Gegebenheiten die wir Menschen nicht beeinflussen können. Darunter fällt auch die natürliche Lichtmenge. Je nachdem was für ein Motiv fotografiert werden soll, kann die Belichtungszeit des Fotos voreingestellt werden. Bei Sportmotiven, beispielsweise einem 100-Meter Sprinter, ist es mit einer kurzen Belichtungszeit (1/60 oder 1/200 Sekunde) möglich, die Bewegung des Sportlers einzufrieren. Anders als bei Sportaufnahmen ist es z.B. bei Wasserfällen. Hier kann mit einer längeren Belichtungszeit das Wasser samt und weich dargestellt werden.
Damit Effekte wie „samtweiches Wasser“ erzielt werden können, bedarf es einer langen Belichtungszeit. Dabei geraten Spiegelreflexkameras an ihre Grenzen. Aufgrund des Umgebungslichts sind oft nur Verschlusszeiten von bis zu 30 Sekunden üblich. Mit einem Graufilter ist es möglich, die Belichtungszeit künstlich zu verlängern. So kann ein Motiv bei normalem Umgebungslicht auch zwei oder drei Minuten belichtet werden.
Faustregel:
Wer am Tag Landzeitaufnahmen machen möchte, benötigt einen Neutralgraufilter. Ohne Filter ist das Licht zu hell und die Verschlusszeiten sind zu kurz für eine optimale Aufnahme. Je länger die Verschlusszeiten, desto weicher, samtiger wird die Wasseroberfläche.. Auch Effekte wie Menschenleere Plätze lassen sich so erzielen. Es lässt sich allerdings keine Aussage über die perfekte Verschlusszeit treffen, sodass hier im Einzelfall etwas experimentiert werden muss. Übung macht eben doch den Meister.
Wie funktioniert ein Graufilter?
Der Graufilter (ND-Filter) verringert die Lichtmenge, die durch das Objektiv auf den Bildsensor fällt. Der Neutraldichtefilter „schluckt“ somit einen gewissen Prozentanteil der einfallenden Lichtmenge ohne Einfluss auf das Farbspektrum zu haben. Die Bezeichnung „ND 8“ steht für „Neutral-Dichte, bei der die Belichtungszeit um das Achtfache verlängert wird“. Ein Grau-Filter mit dem Verlängerungsfaktor acht, hat somit eine Stärke von 0,9.
Da die unterschiedlichen Zahlen gerade am Anfang sehr verwirren und sich die Bezeichnungen der Hersteller oft unterscheiden, sind in der nachfolgenden Tabelle die Bezeichnungen dargestellt.
Tabelle zur Berechnung der Belichtungskorrekturen:
Dichte (ND) | Durchlässigkeit der Lichtmenge in Prozent | Verlängerungsfaktor | Lichtreduktion in Belndstufen |
0,3 | 50 | 2 | -1 |
0,6 | 25 | 4 | -2 |
0,9 | 12,5 | 8 | -3 |
1,2 | 6,25 | 16 | -4 |
1,5 | 3,12 | 32 | -5 |
1,8 | 1,56 | 64 | -6 |
2 | 1 | 100 | -6,66 |
2,4 | 0,4 | 256 | -8 |
2,7 | 0,2 | 512 | -9 |
3 | 0,1 | 1000 | -10 |
4 | 0,012 | 10000 | -13 |
6 | 0,001 | 1000000 | -20 |
Alternativ zu ND-Filtern mit fester Dichte gibt es variable Filter. Ein variabler Graufilter basiert auf dem Polarisationsprinzip, bei dem die Lichtmenge durch eine feste und eine rotierende Scheibe das in einer gewissen Menge zum Bildsensor passieren lässt. Durch das Gegeneinanderverdrehen der beiden Scheiben kann die Lichtmenge variiert werden. Darüber hinaus sind die polarisierten Linsen so aufeinander abgestimmt, dass Randstörungen vermieden werden. Dadurch kommt es zu einer homogenen Abdunkelung der kompletten Bildfläche.
Welche Stärke soll ein Graufilter haben?
Die Stärke eines Graufilters hängt mit den Vorlieben von Motiven und persönlichem Geschmack zusammen. Je nachdem wie „samt“ das Wasser wirken soll ist eine hohe ND Stärke (sehr dunkel) erforderlich. Die beliebtesten Graufilter besitzen folgende Eigenschaften:
1000-Fach Filter:Diese Graufilter sind für „Superweich-Effekte“ und können auch bei hellem Sonnenschein eine relativ lange Belichtungszeit garantieren.
64-Fach Filter:Dieser Neutraldichefilter ist ein echter Allrounder. Hiermit lassen sich immer noch gute Bilder mit samtig weichem Wasserflächen erzielen. Außerdem gut geeignet für schnell fließendes Wasser.
8-Fach Filter:Dieser Filter kann die gewünschten Effekte nur bei wenig Sonnenlicht erzielen. Im Gegensatz zum 1000-Fach und 64-Fach ist hier kaum ein Unterschied zu merken. Er eigent sich beispielsweise für Aufnahmen bei Sonnenuntergängen.
Wie wird die Belichtungszeit mit Graufilter richtig eingestellt?
Nehmen wir an der Graufilter besitzt eine Neutraldichte (ND) von 3 und hat somit eine Lichtreduktion von -10 Blendstufen (siehe Tabelle). Um eine Langzeitaufnahme optimal durchführen zu können, muss die richtige Verschlusszeit ausgerechnet werden.
Wenn die Belichtungszeit ohne Graufilter 1/25 Sekunde beträgt, muss bei einem Filter mit der Stärke ND 3 die Zeit zehn Mal verdoppelt werden. Wenn 1/25 sec hintereinander zehn Mal multipliziert wird, ergibt sich eine Belichtungszeit von 30 Sekunden. Zur Verdeutlichung ist die Berechnung in einer Liste dargestellt.
- 1/25 Sekunde x 2 = 1/13 Sekunde
- 1/13 Sekunde x 2 = 1/8 Sekunde
- 1/8 Sekunde x 2 = 1/4 Sekunde
- 1/4 Sekunde x 2 = 1/2 Sekunde
- 1/2 Sekunde x 2 = 1 Sekunde
- 1 Sekunde x 2 = 2 Sekunden
- 2 Sekunden x 2 = 4 Sekunden
- 4 Sekunden x 2 = 8 Sekunden
- 8 Sekunden x 2 = 16 Sekunden (üblich sind auch 15 Sekunden)
- 16 Sekunden x 2 = 32 Sekunden (üblich sind auch 30 Sekunden)
Hinweis: Die meisten Spiegelreflexkameras können bis zu 30 Sekunden lang belichten, danach muss der Bulb Modus benutzt werden.
Welche Effekte lassen sich mit einem Graufilter erzeugen?
Ein Graufilter eignet sich nicht nur um bei Sonnenschein zu fotografieren. Mit einem Graufilter lassen sich verschiedenen Effekte erzielen, wie zum Beispiel das Verschwinden von Menschen auf belebten Plätzen. Faustregel: Je dunkler der Graufilter, desto stärker der Effekt.
- Architekturaufnahmen (Personen verschwinden)
- Wischeffekte (seidiges Wasser bei Wasserfällen, Fließgewässern und Wellen)
- Durchgezogene Lichtspuren (fahrende Autos)
Welche Hilfsmittel sind bei Langzeitbelichtungen mit Graufilter sinnvoll?
Gerade beim Fotografieren von Gebäuden und Landschaften ist ein einwandfreies Bild das A und O. Damit das ausgewählte Motiv auch später auf dem Foto eine gute Figur macht, ist ein ordentliches Fotoequipment Pflicht.
- Stativ
- Fernauslöser
- Korrekturtabelle für die Belichtungszeit
Selbst mit dem besten Stativ kann es vorkommen, dass es zu einer Unschärfe kommt. Dies liegt aber meist weniger an einem unzureichend festen Stand, sondern an der Spiegelvorauslösung. Um ein perfektes Bild zu erzeugen ist es notwendig auch die kleinsten Erschütterungen zu verhindern. Hierzu kann an der Spiegelreflexkamera die Spiegelvorauslösung eingeschaltet werden.
Bei Aktivierung der Spiegelvoreinstellung wird der Spiegel der Kamera hochgeklappt. Dort verharrt der Spiegel. Wird nun der Auslöser für eine Aufnahme betätigt, ist die Erschütterung durch das Hochklappen des Spiegels schon vorbei. Es wird lediglich der Vorhang der Kamera geöffnet, um das Bild aufzunehmen, sodass das Spiegelklappen keine negative Wirkung auf das Bild hat.
Schritt für Schritt: Mit dem Graufilter zum perfekten Bild
- Graufilter auf das Objektiv schrauben/klemmen
- Ein stabiles Stativ benutzen und Kamera befestigen
- Bildausschnitt über das Display auswählen und scharf stellen
- Im Idealfall sollte die Kamera in waage stehen und mit dem Horizont korrekt ausgerichtet sein
- Bildstabilisator – falls möglich – ausschalten.
- Mit dem Autofokus den Bildausschnitt scharf stellen und anschließend auf „manuell“ umstellen. Es ist auch möglich das Bild manuell scharf zu stellen, was aber etwas Übung erfordert
- Um ein Verwackeln des Bildes zu verhindern die Spiegelvorauslösung aktivieren
- Immer einen Fernauslöser verwenden
Diese Anleitung zeigt die typischen Schritte die vor und während einer Langzeitbelichtung beachtet werden sollten. Natürlich ist die Liste nicht das Amen in der Kirche, aber sie ist eine gute Herangehensweise für Einsteiger und Profis. Falls bestimmte Motive eingefangen werden möchten, empfiehlt es sich die Werte der Belichtungszeit auszurechnen, damit das Motiv beim Einstellen nicht schon wieder weg ist. Dies ist vor allem dann sinnvoll wenn die Belichtung länger als 30 Sekunden dauert, weil dann der Bulb-Modus aktiviert werden muss.